Telemedizinische Versorgung für transplantierte und nierenkranke Patienten
Ziel ist es, die Patienten bestmöglich bei der Einhaltung der Therapievorgaben zu unterstützen, Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und langfristig zu vermeiden und die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen.
Nach einer Nierentransplantation müssen sich die Patienten lebenslang an ein komplexes Therapieschema halten: Im Schnitt müssen pro Tag acht bis zwölf Tabletten eingenommen werden, bestimmte Substanzen sogar immer zu einem fixen Zeitpunkt. Gelingt dies nicht, kann dies schwere Komplikationen zur Folge haben. Schlimmstenfalls kommt es zu einer Abstoßung und Funktionsverlust des transplantierten Organs. Die Folgen sind langwierige Krankenhausaufenthalte und Wiederaufnahme der Dialyse.
Zusätzlich müssen die Patienten nebst anderen fachärztlichen Konsultationen, zu vierteljährlichen Kontrollen in das Transplantationszentrum. Für viele Patienten stellen langen Anfahrten eine weitere Belastung dar. Um dem entgegenzuwirken, wurde in der Vergangenheit die Betreuung der Patienten im Wechsel vom Transplantationszentrum und dem niedergelassenen Nephrologen übernommen. Dies reduzierte zwar die Fahrtzeiten, führte aber dazu, dass möglicherweise wichtige Informationen verloren gingen. Ohne sicher vollständige Informationen sind Therapieentscheidungen deutlich erschwert oder unnötig prolongiert. Nierentransplantierte Patienten sind oftmals mulimorbide und immer immungeschwächt. Sie konsultieren Fachärzte verschiedener Disziplinen und sind vulnerabler für Komplikationen jedweder Art. Daher ist oftmals eine kurzfristig verfügbare und intensivere Betreuung vonnöten.
Funktion von MACCS (Medical All-round Care Service Solution)
MACCS stellt für nierentransplantierte Patienten mit ihren komplexen medizinischen Anforderungen eine moderne, intuitive und effektive Lösung dar. MACCS ermöglicht erstmals die telemedizinische Anbindung unserer Patienten. Via Videotelefonie ist hochspezialisierte medizinische Betreuung, niederschwellig, flexibel und unmittelbar im häuslichen Umfeld verfügbar ist. Sie erfolgt zusätzilch zur regelmäßigen Nachsorge in Praxis und Transplantationsambulanz.
Es ist unser Ziel, die Behandlung von Menschen mit einem Nierentransplantat und somit auch deren Lebensqualität nachweislich zu verbessern. Um dies zu erreichen ist die sehr enge Zusammenarbeit zwischen Patienten und ihren Ärzten – in Praxis und Transplantationszentrum — unerlässlich. Nur im intensiven Austausch aller Beteiligten, können die Patienten eigenverantwortlich und selbstbestimmt die vielen Herausforderungen nach einer Organtransplantation meistern. Gemeinsam tun wir alles, um eine bestmögliche Transplantatfunktion mit einem maximalen Transplantatüberleben zu erreichen.
In einer App lassen sich die wichtigsten Pfeiler des Therapieschemas dokumentieren und von einem eigens für MACCS aufgebauten Telemedizinteam kontrollieren (Vitalparameter wie Gewicht, Blutdruck, Herzfrequenz, Temperatur). Der Patient erhält zudem die Möglichkeit täglich den eigenen Gesundheitszustand einzuschätzen und die Einnahme der Medikation abzuzeichnen, sodass das Telemedizinteam aus der Ferne einen Überblick über den Gesundheitszustand und die Therapietreue erhält. Dies führt zu einer neuen Dimension der Sicherheit zu Hause, was wiederum Lebensqualität schafft. Sollten weitergeleitete Vitalparameter oder die tägliche Einnahme der Medikamente außerhalb des Normbereichs sein, nimmt das Telemedizinteam Kontakt zum Patienten auf und erkundigt sich nach den Gegebenheiten. Dieser Ablauf soll je nach Bedarf zu einer Therapieempfehlung, einer Anpassung oder Umstellung des Medikamentes oder dem Gang in eine Rettungsstelle führen. Diese Informationen erhalten die Ärzte in der Nierentransplantationsambulanz sowie die teilnehmenden Nierenfachärzte.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die automatisierte digitale Informationsübertragung an beteiligte Ärzte, die das in der Nephrologie führende Praxisinformationssystem Nephro7 nutzen. Somit teilen sich die an der Behandlung beteiligten Ärzte sektorübergreifend zunächst die erhobenen Laborwerte, Medikationspläne, Verlaufsnotizen und weitere Dokumente.
Die sensible Patientendaten werden im Patientendokumentationssystem TBase gespeichert, das vor ca. 20 Jahren in einer Kooperation zwischen der Abteilung für Nephrologie und dem Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz an der Humboldt Universität Berlin entwickelt wurde. Somit sind die sensiblen Patientendaten, die über die MACCS Plattform weitergeleitet werden, im Rechenzentrum der Charité hinter der Charité-Firewall besonders sicher abgelegt. Außerhalb der Charité-Firewall werden nur pseudonymisierte Daten über sichere HL7 FHIR Schnittstellen ausgetauscht. Nur auf den Endgeräten selbst liegen dann wieder für den Nutzer unverschlüsselte Daten vor.
MACSS kann Patienten bei der komplexen und lebenslangen Therapie unterstützen und somit Komplikationen vermeiden. Das Versorgungskonzept soll stationäre Krankenhausaufenthalte reduzieren, eine Abstoßungsreaktion der transplantierten Niere verhindern sowie einen endgültigen Funktionsverlust der Transplantatniere abwenden.
Quelle:
https://nephrologie-intensivmedizin.charite.de/forschung/arbeitsgruppen/ag_digitale_nephrologie/